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 Grand Erg: Britz-MAN siegt Mittwoch, weicher Sand sorgt für Überraschungen.
Rallyreport von Jörg Russler: So, nachdem die ersten beiden Spezialetappen nun genügend Dünen zum warm-werden geboten haben, war jetzt Zeit für die Meisterprüfung in dieser Disziplin.
Die Mittwochs-Etappe führte über 150 Kilometer vom Camp Zmela zunächst süd-östlich durch die grossen Dünen des "Grand Erg Oriental" zum sogenannten "verlorenen See", um dann nach Norden abzubiegen, vorbei am Tafelberg Tembaine zum nächsten Aussencamp.
Ausser ein paar kurzen Pisten-Abschnitten erwarteten die Teilnehmer über 110 Kilometer nur Dünen, Steilabstiege, Dünen, Steilabstiege...
Ein Teil der Orga war schon seit Dienstag unterwegs, um die Kontrollstellen auf dieser Strecke zu besetzen, ein anderer Teil schon seit Montag damit beschäftigt, das grosse Aussencamp zu errichten (wie immer mit Toiletten, Duschen, Pool und natürlich 1a Futtern-wie-bei-Muttern).
Und auch heute stellte sich die Frage: Wieviele Starter werden wohl in den Genuss des Aussencamps kommen?
Tagesbericht Mittwoch - Camp Zmela - Tembaine
Tembaine, Aussencamp, 21:00 Uhr. Dunkelheit herrscht über der Wüste. Ein klarer Sternenhimmel liegt über den Dünen des Grand Erg und über dem aufwändig präparierten Aussencamp. Die Kulisse könnte nicht friedlicher sein. Doch der Schein trügt. Denn der Sand hat heute nur fünf Teams wieder ausgespuckt.
Der Rest der 23 Sandritte muss mitten in der Wüste übernachten. Den ganzen Tag lang haben sie sich Hügel für Hügel durch den Sand gekämpft. Schon früh am Morgen hiess es für die ersten: Schaufeln, Schaufeln, Schaufeln. Selbst geheime Favoriten, wie die Kastners in ihrem Toyota HZJ mussten sich im Kampf um Traktion unter den Rädern geschlagen geben.
An der Technik scheint es kaum zu liegen. Schliesslich hat auch das schwarze 8x8-Ungetüm von Ralf Britz zunächst seine Probleme mit dem gewaltigen Dünengürtel. Der kommt am Ende aber pünktlich ins Ziel.
Genau wie Ulrich Müller mit seinem Defender-Umbau, obwohl er mitten im Gewühl plötzlich seinen Kühlerschlauch verliert und seinen gesamten Wasservorrat für die Motorkühlung opfern musste. Dabei hatte er zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 100 Dünen-Kilometer in voller Hitze vor sich.
Die Übernachtungsplätze im Dünenfeld also fast ausgebucht. Alleine sind die Teams dabei allerdings nicht, denn zwei Orga- und ein Ärzteteam haben die Teilnehmer in zwei Gruppen eingesammlt.
Dennoch ist die Nacht unterm Sternenhimmel nicht ganz so romantisch, wie es sich anhört. In den Fahrzeugen ist nur spärlich Platz, um Luxusgüter wie Zelt, Schlafsack oder gar Isomatte unterzubringen. Das Essen zudem spärlich.
Auch werden nur 12 der festsitzenden Teams die Etappe am frühen morgen fortsetzen und haben zudem die Möglichkeit, wenn sie rechtzeitig am Start erscheinen, mit in die fünfte Etappe zu starten. Die restlichen Sechs müssen dagegen wegen Fahrzeugschäden geborgen werden.
Den schnellsten Ritt durch die Dünenkette legte am Ende das Team Britz hin. Mit ihrem KAT waren sie trotz aufwendigen Hilfeinsätzen im Sand nicht zu schlagen. "Ja, wir haben zwei Mal ein Fahrzeug herausgezogen und drei Mal mussten wir bei uns freischaufeln, konnten dann aber schnell weiterfahren. Der KAT ist einfach super," schwärmt Navigatorin Jutta Britz.
Platz zwei ging an die Sieger vom Vortag. Fahrer Martin Geis, der die gleiche Etappe vor drei Jahren gewonnen hatte, und damals drei Stunden schneller unterwegs war, konnte sich keinen Reim darauf machen, wo die Zeit verloren ging: "So viel anders war es auch nicht."
Aber offensichtlich doch - "der Sand war wohl weicher", sagt Orga-Chef Jörg Russler. "Es gab einen Punkt auf der Strecke an dem sich viele einen technischen Schaden geholt hatten, da war der Sand wohl besonders bescheiden."
Die Tagesdritten Christian Mühlbach/ Thomas Bergler hatten nach seinem Kurzauftritt bei Etappe zwei gezeigt, dass er den Wettbewerb noch nicht abgeschrieben hat. Richtig glücklich war dagegen Sabine Merz, dass sie das Ziel - immerhin als Vierte - überhaupt erreicht hatten. "Der Trip war zwar heftig, aber im Nachhinein hat es doch Spass gemacht."
Platz fünf ging an Uli Müller, der 2012 "unbedingt noch mindestens einen Tagessieg einfahren will."
Die Zitrone des Tages geht heute an das Mädchen-Team im VW Golf II Country. Ihr grünes Baby wurde von der Grauen Eminenz - dem Unimog von Klaus Malzer - etwas heftig durch die Dünen geschleppt. Schlecht für den Bullenfänger, der sich nach Düne drei verabschiedete. Blieb am Ende nur die Rückwärtsbergung durchs Wellenmeer. Den sauersten Geschmack des Tages kosteten heute also Simone Kamin und Heike Elfenthal. Rallyreport Ende
2012/04/26 | 12:55 CET | ARTICLE: MR/SY/HS/RUSSLER








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