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 Libyen Rallies Teilnehmerbericht: "Rally der Extreme und Überraschungen".
Andreas Wulf und Anja Bork sind in der deutschen Wüsten-Amateurszene bestens bekannt - kein Wunder, nehmen sie doch seit Jahren mit ihrem Nissan Navara an den verschiedensten Wüstenrallies teil. In diesem Jahr wollten beide bereits zum dritten mal an der "Libya Rally Raid" teilnehmen. Doch es kam anders.
Von Andreas Wulf "Eigentlich sollte die 3. "Libya Rally Raid", wie es ja schon der Name sagt, wieder in der grandiosen Wüste Libyens stattfinden. Aber aufgrund der politischen Verwicklungen - Libyen stellt für die Schengen-Staaten keine Visas aus - musste innerhalb drei Wochen ein komplett neuer Plan entwickelt werden. So haben sich die Rally-Macher Wolfgang Pasetti aus Deutschland sowie Gert Duson aus Belgien mit ihren Veranstaltungen zusammengetan und die Rally notgedrungen nach Tunesien verlegt.
Auch wir mussten umdisponieren, da unser Nissan Navara, der von "Auto Hagen" in Neustadt schon für die riesigen schnell zu fahrenden Dünen in Libyen vorbereitet war, wieder fahrwerkstechnisch für die kurzen Dünen in Tunesien umgebaut werden musste.
Am 05. März ging es dann endlich nach Genua, wo im Hafen die Papier- und Technische Abnahme erfolgte - mit der Fähre dann weiter nach Afrika, wo uns zunächst regnerisches kaltes Wetter erwartete. Dies sollte sich zwar bald ändern, jedoch waren die Nächte in den Camps ausgesprochen kalt.
In der Nähe von El Hamma trafen sich dann alle Teilnehmer, und man lernte erstmalig die Konkurrenz kennen. Beide Veranstaltungen brachten 40 Rallyautos, 18 Motorräder, 20 Quads und 5 Lkw mit ins Feld. Da die meisten Fahrzeuge aus dem Profi-Lager á la "Dakar Rally" stammten, rechneten wir uns mit unserem seriennahen, leistungsmässig unterlegenen Nissan Pickup eigentlich keine grosse Chance aus.
Die erste Etappe führte über 130 Kilometer Piste mit vielen Auswaschungen. Die letzten 20 Kilometer führten dann in die weichen weissen Dünen bei Douz. Ohne grosse Probleme kamen wir ins Ziel und waren sehr überrascht, dass wir den 8. Platz im Gesamtklassement der Autos erreicht hatten.
Die nächste Etappe führte von Douz über 150 Kilometer zum Camp in der Nähe des berühmten Tafelbergs Tembaine. Auch hier konnten wir uns im vorderen Feld platzieren. Einen grossen Beitrag leisteten auch unser General Tire AT-Reifen. Die ganze Rally über hatten wir nicht einen Reifenschaden und egal, ob es über die schlimmsten Pisten ging, querfeldein durch das berüchtigte Kamelgras oder die Dünen, der Reifen funktionierte immer bestens.
Der dritte Tag versprach dann auch die entsprechende Dünenetappe. Vorbei am Nationalpark Jebil ging es 170 Kilometer durch hohe, steile Dünen. Nach 70 Kilometern hatten wir dann ein paar heftige Einschläge im Vorbau des Fahrzeugs, was den Zusatzkühler mächtig verformte.
Die Dünen waren zu steil für unser Fahrzeug, so dass wir beschlossen, lieber die Strafzeit für ausgelassene Kontrollpunkte zu kassieren, als das Fahrzeug zu zerstören. Zum Glück konnte unser Service von Daktec unseren Nissan wieder flott machen. So konnten wir die nächsten Dünenetappen wieder unter die Räder nehmen und uns weiter im vorderen Feld etablieren. Mittlerweile hatte die Rally auch schon viele Opfer gefordert. Von Tag zu Tag standen immer weniger Fahrzeuge morgens am Start und die Servicemannschaften hatten bis spät in die Nacht zu Schrauben und Schweissen.
Die längste Etappen waren von Douz südlich um das berühmte Chott El Jerrid (Afrikas grösster Salzsee) nach Nefta und dann weiter von Touzeur wieder zurück nach Douz. Insgesamt 390 Kilometer waren zu absolvieren. Unser Highlight war die Durchfahrung eines unter Wasser stehenden Chott, wo die Gefahr, mit dem Fahrzeug durch die Salzkruste zu brechen, und dann eine aufwendige Bergung in Kauf zu nehmen, sehr gross war. Wir kamen wirklich auf der letzten Rille durch den Schlamm.
Die letzte Etappe führte dann nochmals durch die Dünen bei Douz, über viele Kilometer Kamelgras in Richtung El Hamma zum endgültigen Ziel. Hier waren vor allem nochmals die Copiloten gefordert. Viele kleine verzweigte Pisten forderten echte Navigationskunst. Lohn der Strapazen war schliesslich der dritte Platz im Gesamtklassement der Libya Rally Raid.
Besonders möchten wir uns bei unseren Sponsoren Auto Hagen Neustadt/Holstein, General Tire und Daktec für die grosse Unterstützung bedanken. Aber auch den Veranstaltern gilt unser Dank für den Mut, trotz der Widrigkeiten diese Rally noch auf die Beine zu stellen.
Schon jetzt beginnen die Vorbereitungen für die nächste Rally. Im Mai starten wir auf der Baja Saxonia in der Nähe von Leipzig."
2010/03/26 | 18:57 CET | ARTICLE: MR/HS/WULF


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